Die letzten zwei Tage hatte ich die Gelegenheit bei dem Seminar „Arzt mit Humor“ teilzunehmen, dass vom Institut für Humor angeboten wurde.

Zunächst haben wir uns darüber unterhalten, was eigentlich Humor ist. Nach einem kleinen Brainstorming haben wir uns die Definition laut Duden angeschaut: „HUMOR ist die Bereitschaft des Menschen, den WIDRIGKEITEN des Lebens mit heiterer Gelassenheit zu begegnen.“
Also eine Fähigkeit der Resilienz. Immanuel Kant sagte schon:
Der Mensch hat gegenüber den Widrigkeiten des Lebens drei Dinge zum Schutz – die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen“
Und dieses Credo zog sich durch das ganze Seminar.

Die Theorie wurde angereichert durch zahlreiche Übungen aus dem Improvisationstheater und dem Kommunikationstraining.

Humor anzuwenden erfordert häufig Mut. Es gibt keinen Garant dafür, dass ein „Witz“ oder eine heitere Bemerkung auch wirklich als solche aufgefasst wird.
Dazu wurde im Seminar vom Referenten Marvin Meinhold die 9er Regel eingeführt.
Es ist wohl ganz normal, dass von 10 Witzen oft nur ein Guter dabei ist. Das sollte einen aber nicht davon abhalten, es weiter zu versuchen.

Ich habe daraus mitgenommen, dass vor allem spontane Bemerkungen, die in dem jeweiligen Moment nicht zurück gehalten werden, oft die Witzigsten sind.

Allerdings hat Humor auch seine Schattenseiten. Wenn Humor auf Kosten einer Person geht, grenzt das auf Dauer an Mobbing. Was grenzt also dann guten Humor von negativen Humor ab?

Wichtig ist es, den Humor mehr auf positive Eigenschaften des Gegenübers zu beziehen, um mit einem flotten Spruch nicht verletzend zu wirken.

Zu den Grundlagen des Humors gehört die Fähigkeit zur Empathie, d.h. sich in sein Gegenüber einfühlen zu können, um die individuelle Verfassung des Adressaten zu erkennen und den Humor darauf anzupassen.

Dabei sollten „Angebote“, die das Gegenüber macht, aufgegriffen werden. Bei diesen Angeboten kann es sich jedoch auch um Störungen handeln.

In dem Zusammenhang kann Humor zu einer kreativen Problemlösung verhelfen.
Außerdem lassen sich mit Humor schwierige oder unangenehme Situationen positiv(er) umdeuten, um damit ggfs. doch noch einen positiven Aspekt hervorzuheben.

„Wie ich es hasse, wenn außer mir nichts Süßes im Haus ist“ ☺

Auch Klischees und Vorwürfe lassen sich durch Humor in eine heitere Richtung umleiten, wobei das schon einiges an Übung abverlangt.

Die drei Klassiker bei Vorwürfen und Kritik sind „Angriff“, „Verteidigung“ und „Flucht“.

Durch eine gute oder gar humorvolle Kommunikationstechnik eröffnen sich jedoch noch weitere Möglichkeiten.

Dafür stehen unterschiedliche Techniken zur Verfügung, zum Beispiel: Übertreibung.
Bei dieser Technik geht es darum, Offensichtliches zu betonen und dabei noch weiter zu überhöhen.

Ein persönliches Beispiel: „Ich gehe so viel Laufen, dass in der momentanen Trockenzeit das Gras am Wegesrand hauptsächlich durch meinen Schweiß bewässert wird.“

Ok, ich sehe ein … Ich benötige noch etwas Übung.

Auch das „Humorvolle Spiegeln“ eignet sich, um bestimmte Situationen aufzulockern. Diese Technik lehnt sich am „Spiegeln“ des Gesprächspartners im Sinne der klientenzentrierten Psychotherapie nach Carl Rogers an.

Eine weitere Möglichkeit Heiterkeit zu erzeugen ist der „Kontextuelle Zusammenprall“ – zum Beispiel „das eckige Kreiskrankenhaus“ … . Oder möglicherweise mit Bildern arbeiten und die eigenen Beispiele damit (humorvoll) veranschaulichen. Oder die unsinnige Zustimmung. Oder eine fremde Rolle einzunehmen (Pilotin, Sportreporter…) Oder, oder, oder…

Rod A. Martin et al. definierten bezüglich der humorvollen Kommunikation
vier Humorstile: Zwei Positive  (Selbstaufwertend und Sozial) und zwei Negative (Selbstabwertend und Aggressiv)

Selbstaufwertender Humor: Erzeugt Nähe und wird benutzt, um sich selbst aufzuwerten ohne den Anderen dabei zu verletzen. Dieser Humor eignet sich hervorragend, um mit den Schwierigkeiten des alltäglichen Lebens zurecht zu kommen und um die eigenen Gefühle zu regulieren. Allerdings setzt dieser Humor eine positive Einstellung zu sich selbst voraus.

Sozialer Humor: Dieser Humor wird eingesetzt, um die Beziehung zwischen den Menschen zu verbessern. Dies geschieht aus einer wohlwollenden Haltung heraus. Scherze werden auf tolerante und nicht feindselige Weise eingesetzt, um schwierige Situationen zu entspannen. Das schafft eine angenehme Atmosphäre.

Aggressiver Humor:  Dazu gehören z. B. Sarkasmus und Hänseln, sowie sexistischer und rassistischer Humor. Scherze werden oft impulsiv ohne Nachzudenken in den Raum geschmettert. Diese Art von Humor wird auch benutzt, um andere Menschen einzuschüchtern oder gar zu schikanieren.

Selbstabwertender Humor: Dieser Humor wird gerne eingesetzt, um von anderen Anerkennung zu erhaschen oder um sein gegenüber um einen Gefallen zu bitten. Dies ist ein Humorstil von eher unsicheren Menschen. Sie laden andere Menschen mit ihrem Humor dazu ein, sich über sie lustig zu machen und versuchen sich damit einzuschmeicheln.

Am zweiten Tag übten wir uns mittels Rollenspielen in Statusspielen und definierten, was den Hochstatus eines Menschen kennzeichnet und was charakteristisch für einen Tiefstatus ist.

Interessant war, als im Rollenspiel plötzlich alle mit einem absoluten Hochstatus den Raum betraten. Dabei kam es nur noch zu Rang Rangeleien und Zickereien.

Wobei ein Hochstatus nicht zwingend mit Aggression und Herabsetzung assoziiert werden sollte. Ein Mensch mit Hochstatus kann auch sehr positiv auf eine Gruppe einwirken, indem er die Richtung angibt, Vertrauen schafft, Schutz anbietet und sich für seine (Arbeits)Kollegen einsetzt.

Trotzdem ist und bleibt der Hochstatus stets bestimmend und richtungsweisend, was bei mehrere Menschen im Hochstatus zu Konflikten führen kann.

Der Tiefstatus ordnet sich unter und vermeidet Konflikte. Allerdings entzieht er sich der Verantwortung und kann so langfristig beruflich wohl nur wenig erreichen, auch wenn je nach Situation mal mehr der Tiefstatus und mal mehr der Hochstatus angebracht ist. Die Kunst im passenden Moment die Rolle zu wechseln führt wohl zum größten Erfolg.

Insgesamt war es ein sehr heiteres, bereicherndes Seminar in dem jeder Teilnehmer zur aktiven Mitarbeit angeregt wurde. Nur selten gab es rein theoretische Abschnitte. Die meiste Zeit über waren wir aktiv am Ausprobieren und Üben.
Nächstes Jahr soll das Seminar erneut für Studenten angeboten werden. Also wer Lust bekommen hat, sollte da unbedingt mal vorbeischauen! 🙂

 

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