14.07.18 Flug von Frankfurt nach Ulaanbaatar
Es ist interessant bereits im Flugzeug die ersten Essgewohnheiten der Mongolen zu beobachten. Noch wurde recht europäisches Essen ausgeteilt. Die Wahl hatte man zwischen Beef und Fish.  Die Mongolen in meiner Umgebung nahmen allesamt Beef mit Brot und ließen den Salat und das Gemüse links liegen. Ebenso bei der zweiten Mahlzeit: Hühnchen mit Brot. Der Salat blieb liegen. 😅

15.07.18 Ankunft am Flughafen Ulaanbaatar.
Eine erste Überraschung. Unsere Dolmetscher sprechen deutsch!! Beide sind noch sehr jung und sehr sympathisch. Die junge Frau ist richtig hübsch, mit langen schwarzen Haaren und mit einem Tattoo vom Ohngesicht aus Chihiros Reise ins Zauberland. Nach einer längerer Wartezeit, da es Probleme mit einigen Koffern beim Zoll gab, ging es schließlich zu unseren Einsatzbussen auf den Parkplatz. Ein schwarzer Toyota mit getönten Scheiben kam angefahren. An der Autotüre konnten wir unser Geld wechseln.
Dann ging es gesammelt los zu den einzelnen Einsatzorten. Jedesmal, wenn eine Gruppe abbiegen musste, wurde gemeinschaftlich angehalten, vergorene Stutenmilch getrunken und Quarkkäsesticks genascht. Beides wurde uns zur Ehrerbietung gerreicht, der Geschmack war allerdings recht gewöhnungsbedürftig. Die Kleidung, die das Empfangskomitee trug war aber sehr farbenfroh, aus Seide und prächtig anzusehen. Zu Mittag gab es gekochte und zerhackte Lammschnauze… das brachten nur die wenigsten in unserer Gruppe hinunter. Dazu gab es noch Essiggurken, kalte Kartoffeln und ein Gebäck, dass frittiert zu sein schien und ganz gut schmeckte.
Ein Mädchen spielte auf der traditionellen Pferdekopfgeige ein Lied, eine junge Tanzgruppe tanzte zu Kehlkopfgesängen unterlegt mit Technobeats und drei Reiter boten eines ihrer Pferde an, um eine kleine Runde Probe zu reiten.
Die Stimmung war sehr festlich. Als wir nach vielen Stunden im Subataar Sum ankamen, freute ich mich riesig. Wir übernachteten in Hütten in einem Erholungszentrum vom Klinikum. Es ist richtig hübsch hier. Und nachdem wir stundenlang durch die baumlose Grassteppe gefahren sind, gibt es hier nun tatsächlich Wälder . Wir befinden uns im Gebiet der 1000 Linden, wo die Mongolen 1921 gegen die Russen um ihre Unabhängigkeit gekämpft haben. Die Grenze zu Russland liegt 25km entfernt. Nach dem hier köstlichen Abendessen fuhr das Team in den nächsten Ort um zu duschen, während ich meine erste Laufexpeditionsrunde drehte.
Teilweise fühlte ich mich vom Landschaftsbild her wie auf der Schwäbischen Alb.  Nur gibt es dort nicht diese dicken Heuschreckenbrummer,  keine Murmeltiere und keine frei laufenden Kühe. Vorm zu Bett gehen gab es noch einen Joghurtdrink, welcher wie Buttermilch schmeckte.

 

Mo 16.07.18 Aufbau unserer Behandlungseinheiten
Heute passierte nicht viel. Erstmal schliefen wir aus und dann ging es mit unserem Bus die 20 Minuten zur Klinik um dort unsere Behandlungsräume einzurichten. Abends kamen die Bürgermeisterin und eine Gesundheitsministerin auf Bier, Wodka und Schaschlik- Spieße vorbei und Julia reiste an.

 

Di 17.07.18 Erster Behandlungstag
Heute begannen wir mit der Behandlung. Ingesamt konnte ich heute schon mal 6 Zähne ziehen. Nur mit dem Hebel verstehe ich noch nicht richtig umzugehen. Deswegen wechsle ich immer noch schnell zur Zange. Ich hoffte hier einiges an Behandlungserfahrung zu bekommen. Allerdings bahnte sich hier bereits ein Konflikt an. Denn einiges hier hat uns von Beginn an sehr irritiert. So sollte Julia in einem oberen Stockwerk eine Art Privatpraxis anbieten, wo die Klinikmitarbeiter behandelt werden sollten. „Leider“ gab die Dentaleinheit recht schnell den Geist auf, weswegen dieses Behandlungsteam zu uns in den Keller umzog. Außerdem waren alle Patienten durch ein Verteilungssystem einbestellt worden, welches für uns nicht nachvollziehbar war. So kamen z.B. keine Schmerzpatienten, da man ja nur mit Termin zu uns durchkam. Stattdessen aber „Überweisungen“ von mongolischen Privatzahnärzten, mit der Bitte z.B. eine begonnene Wurzelbehandlung weiter zu führen, wofür wir gar nicht die Möglichkeiten vor Ort hatten. Einige der Patienten waren bei uns definitiv fehlplaziert. Denn bei einem top sanierten Gebiss mit voller KFO Bebänderung gab es für uns an der Basis nichts zu tun. Die Mehrzahl der Patienten hatten aber eine Vielzahl kariöser oder zerstörter Zähne und waren sehr dankbar um eine Extraktion der Wurzelreste oder dem versuchten Erhalt eines Zahns mittels Kunststofffüllung. Vor allem wurden zu uns viele kleine Kinder gebracht, deren vom Zucker geschädigtes Milchzahngebiss oft schon bis auf den neusten  Zahn zerstört war. Was uns jedoch zudem irritierte war, dass im Klinikum selbst mindestens zwei Zahnärzte angestellt waren, die nur einen Gang weiter richtige Behandlungsstühle und feste Einheiten hatten und nicht auf Klappstühle mit mobilen Chinamotoren behandeln mussten. Wir hatten eigentlich erwartet, dass wir auf dem Land eingesetzt werden, wo Menschen keinerlei Zugang zu einer zahnmedizinischen Versorgung haben und nun behandelten wir auf unseren Klappstühlen direkt neben voll ausgestatteten Zahnarzteinrichtungen. Uns wurde erklärt, dass das Material jedoch so knapp wäre, so dass die Zahnärzte vor Ort meist nur noch mit Extraktionen helfen könnten. Die Frage, die ich mir dabei stellte war jedoch, ob es dann nicht mehr Sinn machen würde, Material zu spenden, damit die eigenen Zahnärzte ihre Patienten behandeln können, anstatt uns mit Klappstühlen im Kellerraum neben an zu setzen?! Aber vielleicht ist es auch schwierig, längerfristig solche reinen Sachspenden aufzutreiben. Manchmal bekam ich jedoch den Eindruck, dass den Mongolen vor Ort ein falsches Bild von unseren zahnmedizinischen Möglichkeiten vermittelt worden ist. So erschien es, als kamen einige mit der Erwartungshaltung einer „Highclass“ Zahnmedizin zu uns, die wir mit unserer provisorischen Ausstattung überhaupt nicht leisten konnten.
Aber im Grunde sah ich darin kein großes Problem. Denn diese Patienten wurden einfach kurz durchgecheckt und dann wieder weg geschickt. Schlussendlich kamen mehr als genügend Patienten, die wirklich einen Behandlungsbedarf hatten.

<- Pferde vor der Klinik.
Am Abend wurde im Lager eine Ziege für uns geschlachtet… .

 

Mi 18.07.18 Zweiter Behandlungstag
Heute ging es wieder um 8Uhr in der Klinik mit der Behandlung los. Heute war ich im Team mit Julia und konnte dadurch auch einige Füllungen machen. Insgesamt habe ich heute als Assistenz immerhin 5-6 Füllungen gemacht und auch nochmal 5-6 Zähne extrahiert. Unser Gruppenleiter wollte morgen mit Tuul sprechen und ggfs. den Einsatz abbrechen, da er andere Vorstellungen von einem Hilfsprojekt hat und mittlerweile schon sehr verärgert war… . Unsere Wohnhüten und das Klo im Camp.

 

 

 

 

Do 19.07.18 Dritter Behandlungstag
Heute ging alles erstmal wieder seinen gewohnten Gang. Ich war wieder mit Julia zusammen und wir wechselten uns mit der Behandlung ab. Dadurch bekam ich nochmal die Gelegenheit, einige Zähne zu extrahieren, auch OK 6er, 7er und UK 6er. Erstmals hatte ich den Eindruck, ein Gefühl für den Hebel zu entwickeln. Außerdem konnte ich auch noch einige Füllungen machen, bevor Jan, unser Gruppenführer, ansagte die Behandlung jetzt einzustellen. Er hatte sich darauf eingestellt, wirklich arme Menschen zu behandeln. Und hier in der Stadt kommt eher der Mittelstand zu uns, die teils erwarten durch die Deutschen eine besser Behandlung als bei den einheimischen Zahnärzten zu bekommen. Mich überrascht das nicht. Ich hatte schon damit gerechnet und stelle den Sinn solcher Einsätze generell in Frage, da sie kaum Nachhaltigkeit haben. Grundsätzlich finde ich die Situation hier aber gar nicht mal so schlecht. Die Patienten, die nur Schönheitskorrekturen haben wollen, können wir  wieder weg schicken und es kommen genügend Personen mit tief kariös zerstörten Zähnen zum Extrahieren oder zum Füllen. Tuul war am Abend noch da und hat sich der Konfrontation gestellt. Am nächsten Morgen um 9 Uhr wollten wir nochmal mit der Klinikleitung sprechen. (Bild: Der Ort Sukbaatar)

 

Fr 20.07.18 Der Abbruch
Das Gespräch in der Klinik verlief zwiespältig. Einerseits stünden wohl wirklich viele Patienten vom Rathaus und Klinikpersonal auf der Liste, die nicht darauf gehörten. Andererseits wurde direkt an unser schlechtes Gewissen appelliert, dass nun doch so viele Patienten draußen auf ihre Behandlung warteten und ob wir denn jetzt nicht bitte einfach weiter behandeln könnten. Wir müssten doch verstehen, dass es zu Neid führe, wenn immer nur die Bedürftigen etwas bekommen würden. Unser Wunsch war es jedoch, an einem Ort zu behandeln, wo die Menschen ansonsten keinen Zugang zu einer zahnärztlichen Versorgung haben und auf Hilfe an der Basis angewiesen sind. Da am Vorabend noch von zwei anderen möglichen Einsatzorten gesprochen worden war, wollten wir diese heute gerne besichtigen um gegebenenfalls an einen dieser Orte zu wechseln. Dies schien nun aber doch nicht mehr möglich zu sein. Als wir darauf drängten, wurden wir 5km weit zum Stadtrand zu einer Hausarztpraxis (mit Schweinchen vor der Haustüre) gefahren. Dort wurde uns eröffnet, dass dies hier der einzige alternative Behandlungsort wäre.  Aber da hier ja kein Platz sei und es auch keine Möglichkeit zur Sterilisation gäbe, könnten wir hier im Prinzip auch nicht behandeln. Also sollten wir jetzt zur Klinik zurück fahren und dort weiter behandeln.. .  Da sie nicht gewillt waren, uns den Standort wechseln zu lassen und uns nicht die Möglichkeit ließ, ins Camp zurück zu kehren um die Situation zu überdenken, wurde der Einsatz ihrerseits abgebrochen.

Wir haben den Bus und das Camp augenblicklich zu verlassen. Ich fand es sehr bedauerlich,  dass es uns nicht möglich war,  eine andere Lösung zu finden,  um den Einsatz doch noch fortzusetzen. Nach einem kurzem Zögern verließen wir den Bus, gingen runter zur Tankstelle und ließen uns dort ein Taxi bestellen, welches uns dann ins Camp brachte.
Wir saßen zu Sechst plus Fahrer in einem kleinen Prius.
Vorne wurde Julia meine Jacke über den Kopf gestülpt, da sie zu zweit auf dem Beifahrersitz saßen, damit die Polizei uns deswegen nicht anhält.
Im Camp packten wir unsere Rucksäcke/ Koffer und würden dann noch zusätzlich von einem zweiten Taxifahrer zum Bahnhof gefahren.
Wir verbrachten den Nachmittag noch in Sukhbaatar u.a. im Café und beim modernen Nomaden und nahmen abends den Nachtzug zurück nach Ulaanbaatar.
Julia und ich fuhren 2te Klasse, alle Anderen erste Klasse.
Abends wurde uns noch ein Tee gereicht und dann wurde geschlafen.
Wir waren in einem Abteil mit einer sehr angenehmen, ruhigen Familie.

 

Sa 21.07.18 Zurück in der Hauptstadt
In Ulaanbaatar quartierten wir uns in einem kleinen Guesthouse ein und begannen mit unserer Reiseplanung.

 

So 22.07.18 Brechdurchfall
In der Nacht bekamen zwei von uns heftigen Brechdurchfall. Beiden ging es den ganzen Tag über noch sehr schlecht. Wir holten Elektrolyte, Vomex, Durchfallmittel und Probiotika vom Apotheker. Beide ruhten sich den restlichen Tag aus, während wir uns in der Stadt umschauten. Abends kochten wir noch Reis und reflektierten den Einsatzabbruch. Am nächsten Tag sollte unsere 8 tägige Tour durch Gobi & Co starten… .

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4 Responses to “Einsatz in der Mongolei | DWLF | Zahnärzte ohne Grenzen”

  1. Hallo Katie, also ich verstehe die Situation nicht so ganz. Wer hat den Einsatz denn nun abgebrochen? Ihr oder die Mongolen? Und warum gab es keine Rücksprache mit der Hilfsorganisation in Deutschland? Internet müsste es in der Mongolei, zumindest in den Städten, doch auch geben.

    • Der Einsatz wurde wegen der Unstimmigkeiten seitens der deutschen Stiftung/Organisation (DWLF) vor Ort abgebrochen. Also zumindest von unserer Gruppe. Insgesamt waren 6 Gruppen im Einsatz.

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