Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich diese Woche die Gelegenheit bekommen habe, in die sportherapeutische Arbeit einer REHA-Klinik rein schnuppern zu können.
Die ersten zwei Tage verbrachte ich in der Inneren und danach in der orthopädischen Abteilung.

Tag 1: Montag
Morgens bin ich um 3:30 Uhr aufgestanden und mit dem Auto Richtung Bad Gottleuba durchgestartet. Den Vormittag empfand ich als sehr anstrengend.
Die viele neuen Leute, an die ich mich im Schnellverfahren zu gewöhnen hatte. Ich hatte den Eindruck, mir wird von jeglicher Person Energie abgezogen und bis zur Mittagsstunde würde ich verdörrt und im Sterben liegend am Boden kriechen. 😩
Aber dazu kam es dann doch nicht. 😇

Das Sporttherapeutenteam dort ist wirklich nett!
Morgens durfte ich erstmal zwei Gruppentherapien begleiten. Die Gruppen werden  dort eingeteilt in:
Aufbaugruppe (nach OP) -> Übungen im Sitzen
Übungsgruppe (nach OP) -> Übungen im Stehen
Trainingsgruppe -> Die Fitten!

Das Tagesmotto heute war: „Säckchen“. D.h. alle Übungen wurden mit einem kleinen mit Kunststoffkügelchen gefüllten Säckchen durchgeführt.
Es wurden viele Koordinationsübungen, Balanceübungen und durchblutungsfördernde Bewegungen eingebaut. Dabei wird idR. in der Peripherie begonnen (Faust/Füße öffnen/schließen) bis dann der ganze Arm und das ganze Bein vor, hoch und zurück bewegt wurde.
Die empfundene Anstrengung wird über die Borg-Skala erfragt.

Nachmittags stand u.a. ein Indiviualtraining auf dem Plan. Wir spielten Federball!
Das war so lustig! Erst mit der rechten Hand. Dann mit der linken Hand. Dann im Wechsel mal links, mal rechts und dann mit zwei Bällen und schließlich zu dritt (Therapeut – ich – Patient) im Kreis.

Die Aufwärmübungen wären sicher auch gut zu Beginn einer Laufgruppe geeignet:
Auf den Zehenspitzen gehend den Schläger um den Körper rum führen – Richtungswechsel.
Auf den Fersen gehend.. dann im Wechsel.. Knie hoch. Faustschlag nach vorne. Und schließlich den Schläger unter den Beinen durchführen.

Am späteren Nachmittag war die Trainingsgruppe mit Walking dran. Wir marschierten den Berg hinauf durch den matschigen Wald, vereiste Pfade entlang. Das war fast schon abenteuerlich!
Und es hat allen viel Spaß gemacht.

Tag 2: Dienstag
Diesen Morgen begann mein Tag im Kraftraum: Einweisung für das Medizinische Fitnesstraining.
Die Sporttherapeuten und Physiotherapeuten arbeiten hauptsächlich mit einem standardisierten Trainingsplan, der den Patienten ausgegeben und dann je nach Beschwerdebild individualisiert wird. Trainiert wird in 2 Zirkelrunden und zwar die Kraftausdauer. (20-25WH)

Danach schaute ich kurz zum Ergometertraining. Jeder radelt hier ca. 20min. Zumindest, wer das schafft. Vorher wird mit dem Pulsoxy der Puls notiert und dann nochmal nach ca. 15 Minuten.
Bei einer Überlastung wird das Training abgebrochen. Teilweise wird hier auch mit Intervallen gearbeitet, wenn die Leistung ansonsten zu schwach ist.

Daraufhin ging es  zum Laufbandtraining. Hier trainieren oft Patienten, die Probleme auf den Ergometern haben. IdR. gehend. Das Tempo wird nur langsam gesteigert.
Stattdessen wird eher mit der Steigung gearbeitet und je nach Trainingszustand die Steigung steiler eingestellt. Das ist schonender für das Herz-Kreislauf System nach relativ frischen OPs und sonstigen körperlichen Einschränkungen.

Am Nachmittag ging es wieder 1/2 h raus zum Walking und danach in die Aufbaugruppe.
Erstaunlich fand ich, dass selbst das Schulterrotieren vielen sehr schwer fällt. Das war dann oft nur ein unkoordinatives Zucken.

Das Beste des Tages war aber definitiv das Trampolinspringen! Bzw. Schwingen, denn wirklich Springen soll man in dieser Gruppe nicht.
Aber das macht Freude! Dabei wurden bei mir direkt so viele Glückshormone ausgeschüttet, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte zu grinsen.

Tag 3: Mittwoch
Heute ging es erstmal ins Wasser! Aquagymnastik mit der Nudel: Übungen für die Schulter, Hüfte, Beine. Am Ende gab es noch eine Gruppenübung im Kreis zur Erheiterung.
In der Orthopädie gibt es hauptsächlich Wirbelsäulengymnastikgruppen.
WS II -> Nach OP (Viel Schulter)
WS I – > Sind schon fitter: Hier werden im Grunde die Standardübungen zur Stärkung von Rücken, Bauch und Po durchgeführt. z.B. Crunches,Vierfußstand mit Beinen abspreizen, Brücke etc.
Walking geht hier knapp eine Stunde. Beim Bergab-Gehen werden beide Stöcke gleichzeitig vor geschwungen,
um die Knie dadurch zu entlasten.

Das Highlight heute war das Zen-Bogenschießen!
Darauf hatte ich mich ganz besonders gefreut!
Geschossen wird hier mit Langbögen unterschiedlicher Zugstärke ohne Zielvorrichtung.
Jeder bekommt einen Köcher mit 6 Pfeilen. Wichtig dabei ist NICHT das Treffen der Zielscheibe, sondern die Achtsamkeit und die Rückbesinnung auf einen Selbst.
Es soll deswegen möglichst wenig gesprochen werden. Auch soll nicht jeder Pfeil direkt dem nächsten folgen. Stattdessen wird viel Wert auf das Nachhalten und Innehalten gelegt.
Nach einem Schuss soll erstmal tief durchgeatmet werden, bevor zum nächsten Pfeil gegriffen wird.
DAS fiel mir unglaublich schwer! Wollte ich doch schnell den nächsten Pfeil abschießen um dieses Mal hoffentlich besser zu treffen! Aber darauf kommt es hier nicht an.
Wichtig ist beim Aufspannen der Sehne, dass zuletzt auch die Brust geöffnet wird.
Während dem Schießen wurden unterschiedlichste Themen angesprochen. Je nach aktueller Problematik der Patienten. Z.B. Solle sich jemand nicht verbiegen lassen. Nicht vom Bogen, nicht von seinen Mitmenschen, sondern standfest bleiben. Oder nicht so hektisch und urteilend sein.
Es sind verschiedenste Übungen je nach Problematik möglich.
Dabei geht es hauptsächlich, wie bereits angesprochen, um die Themen Achtsamkeit, Bewusstsein und die Besinnung auf die eigene (innere) Kraft. Zen!

Nach dem Zen-Bogenschießen nahm ich noch an einem Koordinationstraining auf dem Balancepad teil. Das ist besonders auch gut für die Fußgelenk Arbeit z.B. nach dem Umknicken.
Hilfreich sind dabei Übungen wie der Einbein Stand und dabei den anderen Fuß vor , zurück und zur Seite zu bewegen.

Am Abend waren wir außerhalb der Klinik mit den Hunden bei den Pferden und kurz Ausreiten.
Das war so schön! Danke für dieses Erlebnis! Das tat wirklich gut! Und danke, für das Vertrauen!
Und ich habe eine neue Pferderasse schätzen gelernt. Die Pura Raza Espanola.

 

 

 

 

 

 

 

Tag 4: Donnerstag
Der Tag heute begann der Tag mit Qi Gong mit Horst-Rainer Rust vom Qi Gong Zentrum Dresden
In der ersten Gruppe ging es viel um die Magen-Darm Problematik. In der zweiten Gruppe um Rückenbeschwerden, Angst und Übergewicht. Entsprechend wurden die Übungen angepasst.
Interessant fand ich dabei den Triggerpunkt für Kreislaufbeschwerden unterhalb der Nase (Oberes Drittel des Philtrums). Mit dem Fingernagel rein und drücken!

Bei den Qi Gong Übungen ging es viel um Abschütteln und Ausklopfen. Als hilfreich empfand ich auch die Wellengangbewegung im Sitzen gegen Schlafstörungen.

Bei der Entspannungsgruppe wurde heute ein Stock unter die Wirbelsäule gelegt! Ich habe den Stock lieber knapp daneben platziert auf den angespannten Muskelstrang, aber das tat erstaunlich gut!

Im Bewegungsbad wurde die Schulter gelockert und sanft durchblutungsfördernd bewegt. Und danach wurde freudig strampelnd mit der Nudel durch das Wasser gejoggt. Besonders unterhaltsam war die Menschenschlange. Immer einmal im Kreis herum und dann musste der Vordermann sich hinten anschließen. Und gegen die Strömung paddeln war richtig schwer!!

Tag 5: Karfreitag
Wieder Zuhause. Am Vormittag ging es direkt ins Bodypump und Bodyattack.
Und man.. habe ich das vermisst! Ich brauche doch etwas mehr Intensität um die notwendigen und so geliebten Endorphine beim Sport auszuschütten.
Und auf dem Wohnzimmertisch erwartete mich ein Strauß mit 14 pinken Rosen,
weil wir jetzt schon 14 Monate zusammen sind!💖💐

P.S. Und ich liebe Hunde!
Ganz liebe Grüße an die verspielte Molly und die herzige Schnauzerdame Draga!

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