Vom Institut der Allgemeinmedizin an der MHH wurde diese Woche für angehende Ärzte/Ärztinnen ein 3 tägiges Seminar mit dem Titel „Fit für den Arztberuf“ angeboten.
Hauptreferent der drei Tage war Prof. Dr. med. Edgar Voltmer von der Theol. Hochschule Friedensau.
Finanziert wurde das Seminar von der Gesellschaft der Freunde der MHH.
Die Kurstage waren vollgepackt mit allerlei Themen und immer wieder gab es Gelegenheit zu den jeweiligen Themenblöcken persönliche Gedanken oder Probleme anzusprechen.

An den ersten zwei Abenden besuchten uns jeweils zwei Allgemeinmediziner, die ihren Werdegang und ihre Erfahrungen im Beruf schilderten. Das gab nochmal einige sehr persönliche Einblicke und was ich ganz besonders aus den Schilderungen für mich heraushören konnte, war, dass das Leben oft unberechenbar ist und es häufig doch ganz anders kommt,  als man ursprünglich geplant hatte. Dass sich aber auch immer wieder neue Chancen ergeben, die genutzt werden möchten.

Nun zum Kursprogramm im Detail. Am ersten Tag wurden unsere Erwartungen und Wünsche in Bezug auf das Seminar gesammelt.
Danach ging es allgemein um Statistiken über die Gesundheitsrisiken bei Ärzten. Das Fazit daraus war, dass das Phänomen „Burnout“ eine immer größere Rolle einnimmt.

Am zweiten Tag sprachen wir viel über Stressmanagment und Problemlösungsstrategien. Eine häufige Quelle, die genannt wurde, war das Buch von Kaluza: Stressbewältigung, ein Traininsgmanual zur psychologischen Gesundheitsförderung , welches mir auch schon im Seminar zum Entspannungstrainer empfohlen wurde.

Angesprochen wurde u.a. die Salutogenese von Aaron Antonovsky , also die Gesundheitsentstehung, die sich mit der Fragestellung über die Wechselwirkung verschiedener Faktoren zum Erhalt der Gesundheit befasst. Die Salutogenese gilt als komplementärer Begriff zur Pathogenese und das Modell wird als ein ständiger Prozess verstanden.
Der von Antonovsky geprägte Begriff des Kohärenzgefühls ist ein zentraler Aspekt innerhalb der Salutogenese und enthält drei Aspekte:
– Das Gefühl der Verstehbarkeit (Verstehen der Zusammenhänge im Leben)
– Das Gefühl der Handhabbarkeit (Die eigene Gestaltungsfähigkeit im Leben)
– Das Gefühl der Sinnhaftigkeit.( Der Glaube an den Sinn des Lebens)
Mehr dazu auf Wikipedia.

Außerdem beschäftigten wir uns allgemein mit dem Resilienzmodell und den 6 Dimensionen des Wohlbefindens, die da wären: Intellectual – Physical – occupational – social – emotional – spiritual

Nachfolgend gründeten wir eine Problemlösegruppe, und beschäftigten uns intensiver mit einem Problem. Wir nutzten also die „Schwarmintelligenz“ der Gruppe, um zu einer Lösung zu kommen.

Nach der Mittagspause wurde die Stimmung durch Tauziehen im Team aufgelockert. Das Thema „Teamarbeit“ prägte dann auch den Nachmittag. Dabei wurden einige Themen aus dem Projektmanagement angesprochen, insbesondere die unterschiedlichen Teamrollen nach Belbin, und das erst die Vielseitigkeit ein Team erst wirklich produktiv macht.

Am dritten Tag ging es zunächst um das „Flow-Erlebnis“.  Wie kommt so ein Flow Status zustande und wie lässt dieser sich auch im Berufsalltag erleben? Oder bringt dieser Rauschzustand ggfs. auch gefährliche Aspekte mit sich?
Schlussendlich kamen wir zum Thema der Affirmationen und wie es möglich ist, sich durch Selbstsuggestion kognitiv umzustrukturieren.

Erstes Beispiel:
Der gedankliche Leitsatz „Wenn ich einen Fehler mache, bedeutet das, dass ich hier falsch bin“ der sehr vernichtend in seiner Aussage auf das eigene Selbstwertgefühl wirken kann,  lässt sich umstellen zu „Ich DARF lernen“ bzw. „Ich bin hier WILLKOMMEN mit meinen Fähigkeiten“.

Zweites Beispiel:
Aus „Ich will andere nicht enttäuschen und habe Angst, dass sie mir böse sind“ wird beispielsweise zu „Ich freue mich an meinen Freunden, die mir wohlwollend sind“ oder „Ich habe meinen inneren Ort der Kraft“.

Denn was hilft es , sich gedanklich immer und immer wieder mit denselben, erdrückenden Gedanken zu martern. Besser ist es, solche Leitgedanken umzuformulieren, ganz im Sinne von „Fake it until you FEEL it“.
Dazu ist es aber notwendig,  diese noch neue Denkweise häufig zu üben, zu trainieren und zu wiederholen. Mindestens 20x am Tag, sei es beim Laufen oder vor dem zu Bett gehen. Es soll sich besonders bewährt haben, seine Affirmation unter der Dusche zu singen.

Zuletzt füllten wir noch unser persönliches Stressverstärkerprofil aus und tauschten uns darüber aus. Den Link zu dem Test von Kaluza gibt es HIER.

Den Abschlußvortrag übernahm Prof. Dr. med. Nils Schneider, der Institutsleiter der Allgemeinmedizin an der MHH.
Hervorragend betreut wurde der Kurs von Isabel Kittewelche schon im Vorfeld eine sehr angenehme E-Mail Korrespondenz ermöglichte. Statt gefunden hat das Seminar auf dem Hansenhof in Visselhövede, dessen Team uns mit seiner ausgezeichneten Bewirtung verwöhnte. Es wurde sich sogar mit entsprechenden Alternativen um unseren veganen Teilnehmer gekümmert.

Auf diesem Weg noch einmal vielen Dank, dass ich an diesem Leuchtturmprojekt teilnehmen konnte. Vielleicht findet es nächstes Jahr ja erneut statt.

Nach dem Kurs habe ich mir noch einen Besuch im Vogelpark Walsrode zur Entspannung gegönnt. Denn die drei Tage waren insgesamt doch sehr voll gepackt und der Bericht hier stellt auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit dar.
Danke für deine Aufmerksamkeit. 🙂

 

 

 

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5 Responses to “Seminar „Fit für den Arztberuf“ | MHH Institut für Allgemeinmedizin”

  1. Das Seminar war nach deiner Beschreibung sehr angenehm und gleichzeitig informativ. Für Berufsanfänger wohl sehr geeignet und auch um Rücksprache zu halten.

  2. Da mein Hausarzt in Rente ging, hab ich mir einen neuen gesucht.
    Nur leider musste ich feststellen, dass es ihm hauptsächlich ums Geldverdienen ging.
    Auch eine Motivation.

  3. Hab jetzt mal den Kaluza-Stresstest gemacht. Bin vom Ergebnis ein wenig überrascht.
    Größter Stressfaktor ist, dass ich bliebt sein will. Aber eigentlich tue ich bewusst gar nichts in diese Richtung.
    In der Erklärung steht dann, Angst vor Zurückweisung, Neigung zu übergroßer Hilfsbereitschaft, Zurückstellen eigener Interessen und keine Grenzen setzen.

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